Hi Hypelitz?

Hi Hypelitz?

Das Kühlhaus in Görlitz ragt majestätisch und brutal über die Baumkronen, als hätte jemand das Berghain in ein Wäldchen versetzt. Vor dem Industriegebäude sägen zwei Menschen in Mundschutzmasken Bretter. Aus der Garage nebenan steigt Dampf auf – jemand heizt die dort eingebaute Sauna an. Die Kühlhaus-Katze Renate läuft voran wie ein Hund, während Danilo Kuscher, 36, das Industriegebäude und das dazugehörige Gelände zeigt: die Tanzfläche und die Bar in der ehemaligen Maschinenhalle. Die Künstlerateliers in den ehemaligen Arbeiterbaracken. Das Retro-Hostel in den Garagen. Den idyllischen Campingplatz zwischen den Bäumen. Es ist eine kleine Welt für sich, eine grüne Utopie vor einer Kulisse aus Stahlbeton. 

Danilo – Dreitagebart, Cargohose, eine Weste voller Werkzeug – hat Mitte der Nullerjahre in dem verfallenden Kühlhaus auf illegalen Raves gefeiert. Vor der Wende wurden hier Lebensmittelreserven der DDR gelagert. Seit 1993 lag der Industrieklotz still: Auch die niederländische Kühlhauskette Frigolanda, die das Görlitzer Kühlhaus 1994 gekauft hatte, befand es für unrentabel und überließ es sich selbst.

Viele Fabriken in Görlitz traf damals ein ähnliches Schicksal: 1991 machte ein Teil der Süßwarenfabrik zu, im selben Jahr das Bekleidungswerk Steppke, das zu DDR-Zeiten Kinderkleidung produzierte. 1999 schloss das Werk I des kurz zuvor von Bombardier übernommenen Unternehmens DWA Werk Görlitz, in dem Waggons hergestellt wurden. Auch Kohletagebauten wie der Tagebau Berzdorf machten dicht.

Die Stimme der Stille

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