Voll Allein

Voll Allein

«Seit ihrer Kindheit träumt Wlada Kolosowa davon, einen tropischen Traumstrand nur für sich zu haben, bislang vergeblich. Jetzt sucht sie ihn an Brasiliens Costa Verde: 400 Kilometer, 300 Strände. Wo sollte er sein, wenn nicht hier?»
 

Vielleicht hat mich die Bounty-Werbung versaut. Ich war noch ein Kind, als ich sie zum ersten Mal sah: Auf dem Bildschirm spazierten ein Mann und eine Frau über Puderzuckersand, rekelten sich unter Kokospalmen und tauchten durch einsame Korallenriffe – an einem Traumstrand, der ihnen offenbar ganz allein gehörte. Ich hingegen wohnte in einem vollgestopften zwölfstöckigen Plattenbau in Russland. Es war Januar, Minusgrade im zweistelligen Bereich. Der Strand ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Er zog mit mir um in eine deutsche Reihenhauszeile.

Wer in einem Land lebt, in dem der Sommer drei Monate währt und in vollen Freibädern an einem vorüberzieht, bleibt für die Sehnsucht nach einsamen Stränden anfällig. Nur fehlten mir für ihre Erfüllung die nötigen Mittel. Weder hatte ich einen Privatjet zur Hand, um auf eine entlegene Insel zu fliegen, noch eine Geheimkarte wie die Traveller aus The Beach. Stattdessen lag ich also meist auf meinem Handtuch neben sonnenverbrannten Amerikanern und Europäern, in unseren Rucksäcken der gleiche Reiseführer. Das alte Problem: Sobald ein Strand als »unberührt« gepriesen wird, ist er’s nicht mehr. Irgendwann glaubte ich nicht mehr an meinen Traum.

Bis ich nach São Paulo zog, nach Brasilien, in das Land mit der vielleicht schönsten tropischen Küste der Welt. Und sind die Brasilianer nicht das Volk, dem in Sachen Strand niemand etwas vormachen kann? Außerdem hatte ich Giuliana kennengelernt, eine kleine, lebendige Brasilianerin, katzengrüne Augen und den Kopf voller Locken. Giuliana stammt von der Costa Verde, dem etwa 400 Kilometer langen Küstenstreifen zwischen Rio de Janeiro und São Paulo. An die »grüne Küste« schmiegen sich mehr als 300 Strände, viele nur zu Fuß oder mit dem Boot erreichbar, denn der atlantische Regenwald, die Mata Atlântica, hat Brasiliens Ostküste fest im Griff. Ich schöpfte neue Hoffnung: Sollte es ihn doch geben, meinen Strand? Lag er hier versteckt, irgendwo im tropischen Dickicht?

 
Ich habe mich eine Woche lang nur von Superfood ernährt

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Schöne Gastarbeiterin

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